Karriereplanung und Laufbahnen von ETH Architektinnen und Architekten

Diplomwahlfacharbeit im Fach "Frauen in der Geschichte des Bauens"
Dozentin: Anja Maissen
Studentinnen: Marjana Jurjovec, Andrea Gyger
Architekturabteilung ETH Zürich, März 2001

VORGEHEN

RÜCKLAUF

ZUSAMMENFASSUNG

VORWORT

An der Architekturabteilung der ETH Zürich diplomieren mittlerweile annähernd 40% Frauen. Für eine technische Fachrichtung ist das ein überdurchschnittlich hoher Frauenanteil. Jedoch beträgt laut Volkszählung 1990 der Frauenanteil in der Praxis nur noch 7.8%. Dementsprechend sind Frauen auch in den Berufsverbänden mit 13% im SIA, 8% im BSA und 6% im Werkbund stark untervertreten. Im Architektenlexikon der Schweiz befinden sich unter 700 eingetragenen Baufachleuten nur gerade 27 Frauen. In kaum einer anderen Studienrichtung gibt es so wenig Professorinnen wie an der Architekturabteilung. Der zunehmende Frauenanteil im Studium wird sich erst über eine längere Zeitspanne in der Berufspraxis auswirken. Erste Änderungen werden die Resultate der Volkszählung 2000 belegen.
Die Baubranche gilt im allgemeinen immer noch vorwiegend als männlich dominiertes Berufsfeld. Als Architekturstudentinnen kurz vor dem Einstieg in die Praxis beschäftigt uns diese Tatsache zunehmend. Im Zusammenhang mit der Berufslaufbahn drängen sich uns zahlreiche Fragen auf. Welche Gründe führen dazu, dass Frauen und Männer trotz gleicher Ausbildung sich anschliessend im Berufsleben offensichtlich nicht gleich einrichten? Sind es unterschiedliche Berufsvorstellungen? Werden die Chancen unterschiedlich genutzt? Planen Männer tatsächlich ihre Karriere anders als Frauen?
Im Rahmen einer Arbeit im Diplomwahlfach "Frauen in der Geschichte des Bauens" an der Architekturabteilung der ETH Zürich hatten wir die Möglichkeit, uns mit diesem Thema näher zu befassen. Betreut wurden wir von der Dozentin und ETH Architektin Anja Maissen. In methodischer Hinsicht war der Gedankenaustausch mit der Soziologin Christina Schuhmacher lehrreich. 
Maria Åström, Valérie Cottet und Kathrin Hagmann verfassten die Diplomwahlfacharbeit BauHausFrau, welche uns als wichtige Ausgangslage diente. Unsere sehr umfangreiche Arbeit war nur mit der finanziellen Unterstützung von Frau Professorin Flora Ruchat-Roncati möglich, welche die enormen Kopier- und Versandkosten übernahm. Sie ermöglichte uns auch, die Studentenadressen über die Rektoratskanzlei zu beziehen. Frau Bellisario war uns mit ihrem persönlichen Einsatz im Administrations-Dschungel der ETH behilflich. Beim Einpacken und Adressieren der vielen Couverts engagierten sich zahlreiche Freundinnen und Freunde. Allen diesen Personen möchten wir an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen. Unser besonderer Dank gilt all jenen, die auf unsere Umfrage geantwortet haben und mit ihrer Beteiligung diese Arbeit überhaupt erst möglich gemacht haben.


 

Andrea Gyger

Marjana Jurjovec


 

VORGEHEN

Bei der Literaturrecherche zum Thema der numerischen Untervertretung der Frau im Architektenberuf stellten wir fest, dass kaum aktuelles Zahlenmaterial vorhanden ist. Die 1994 entstandene Wahlfacharbeit BauHausFrau zeigte sich uns bald als wichtige Grundlage für unser weiteres Vorgehen. In dieser Diplomwahlfacharbeit wurde dazumal die Beschäftigungssituation von ETH Architektinnen im Zusammenhang mit dem Privatleben untersucht. Daraus resultierte die Schlussfolgerung, dass ein Hauptgrund für den Rückzug der Frauen aus dem Berufsleben die Familienplanung ist. 

"Die meisten Architektinnen haben nach dem Studium keine klaren Zukunftsvorstellungen. Der Berufseinstieg wird nicht bewusst geplant. Erst nach ein paar Jahren kristallisieren sich konkrete Zukunftsvorstellungen heraus. Eine Karriere im eigentlichen Sinn wird also nicht geplant. Die Frauen planen aus dem Grunde nicht, weil viele nicht bereit sind, nur für die Architektur zu leben und weil eine Karriere mit Kindern schlecht möglich ist." (BHF S.62-63)

Diese Vermutung haben wir genauer untersucht. Wo uns doch gerade für Frauen, welche sich für die Architektinnenlaufbahn entscheiden und trotzdem nicht auf Familie verzichten wollen, eine Planung ihres Berufs- und Privatlebens besonders wichtig erscheint. Mit der gleichen Ausbildung sollten grundsätzlich auch die gleichen Bedingungen in der Berufsausübung bestehen. Uns interessiert, welches die Unterschiede in der Karriere- und Laufbahnplanung zwischen Männern und Frauen sein könnten, ob es überhaupt spezifische Unterschiede gibt. 

Im Rahmen einer Erhebung haben wir Zahlenmaterial zusammengetragen, welches Aufschluss darüber geben soll, wie Frauen und Männer ihren Berufseinstieg planen, welche Tätigkeiten ihren Berufsalltag prägen, wie sie sich einrichten, um Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Um dieses vieldiskutierte Thema nicht nur der Beurteilung durch subjektive Wahrnehmungen zu überlassen, war es uns wichtig, konkrete Tatsachen mit Zahlen belegen zu können.

In Form eines Fragebogens befragten wir die DiplomandInnen der Architekturabteilung der ETH Zürich, welche zwischen 1987 und 1994 ihr Studium abgeschlossen hatten. Diese 1030 AbsolventInnen sind inzwischen schon einige Jahre berufstätig und mussten sich bereits mit der Berufslaufbahn- und Familienplanung auseinandersetzen. Sie wurden im Berufsalltag bereits mit Problemen und Schwierigkeiten konfrontiert. Viele konnten sich schon entscheiden, ob sie angestellt oder selbständig arbeiten wollen. Vielleicht hat es Gründe gegeben, die Branche zu wechseln oder die Erwerbstätigkeit teilweise oder ganz aufzugeben.

Die Erarbeitung des Fragebogens stellte eine grosse Herausforderung dar. Für das Erfassen und grafische Darstellen einer solch umfangreichen Datenmenge sind eindeutige, objektive Aussagen Voraussetzung. Um konkrete Antworten zu erhalten, mussten wir die Fragen so präzis formulieren, dass ein Ausfüllen mit einfachem Ankreuzen möglich wurde. Die Soziologin Christina Schuhmacher war uns dabei vor allem in methodischer Hinsicht sehr behilflich. Es stellte sich zum Beispiel die Frage, wie viele Wahlmöglichkeiten wir bei der Bewertung von Kriterien einsetzen wollten. Auch unter Soziologen ist es umstritten, ob eine gerade oder ungerade Anzahl Möglichkeiten vorteilhafter ist. Wir entschieden uns für vier unterschiedliche Abstufungen (z.B. sehr wichtig / wichtig / unwichtig / völlig unwichtig). Unter anderem aus dem Grund, dass wir beim Ausfülllen von Fragebögen mit beispielsweise drei Wahlmöglichkeiten (z.B. wichtig / neutral / unwichtig) aus eigener Erfahrung wussten, dass man mit Vorliebe die mittlere, neutrale Sparte ankreuzt. Aus Kommentaren zu schliessen, waren einige der Befragten irritiert, da der Unterschied zwischen "sehr wichtig" und "wichtig" als weniger stark empfunden wird als zwischen "wichtig" und "unwichtig". Vielleicht wäre es besser gewesen, die Wichtigkeit der Kriterien mit Zahlen zu bewerten. Befragte Personen, welche nicht mehr in der Architekturbranche tätig sind, bemängelten, dass der Fragebogen zu sehr auf die Tätigkeit in einem Architekturbüro abgestimmt sei. Alle individuellen Situationen können in einem Fragebogen natürlich nicht erfasst werden, wir haben aber versucht, möglichst vielfältige Antwortmöglichkeiten zu gewährleisten. Den Fragebogen haben wir in die drei Themenkreise "Biographische Angaben", "Studium/Ausbildung" und "gegenwärtige berufliche Situation" eingeteilt, welche die berufliche und private Situation möglichst vollständig erfassen sollte. Es war uns bewusst, dass wir aus den sehr umfangreichen Fragen später bei der Auswertung eine Auswahl treffen mussten. In der vorliegenden Arbeit haben wir aus dem detaillierten Fragebogen nur die für unsere Thematik relevanten Fragestellungen ausgewählt. 

Die Adresskartei bezogen wir über die Rektoratskanzlei der ETH Zürich. Wir wählten die ständigen, bzw. Elternadressen der damaligen DiplomandInnen, weil wir aus eigener Erfahrung wussten, dass die Studienadresse während der Ausbildung oft gewechselt wird. Um beim Rücklauf möglichst kleine Einbussen durch ungültige Adressen in Kauf nehmen zu müssen, haben wir mit Hilfe des elektronischen Telefonbuchs sämtliche Adressen aktualisiert. Trotzdem war es uns natürlich nicht möglich, alle Adressen eindeutig ausfindig zu machen. In solchen Fällen wurde der Fragebogen direkt an die Elternadresse geschickt.

Im November 2000 haben wir die 1030 Fragebogen versandt. Den Einsendeschluss setzten wir auf Ende Dezember fest, da der zeitliche Rahmen für unsere Wahlfacharbeit beschränkt war. Der relativ grosse Rücklauf der Fragebögen und die vielen interessanten Kommentare bestätigten die Aktualität unserer Fragestellung. Leider führt in der Architekturbranche kein Berufsverband ähnliche Umfragen durch, obwohl sie mit den zahlreichen Mitgliedern über eine ideale Ausgangslage für umfassendere Untersuchungen der Arbeitssituation von Architektinnen und Architekten verfügen würden. Unsere Auswertungen sind leider auf Grund der begrenzten Anzahl der Antwortenden kaum repräsentativ. 

Für die Beobachtung der Entwicklung der Rollenverteilung im Architektenberuf wäre es wichtig, kontinuierlich Fakten zu sammeln. Unsere Arbeit gibt hoffentlich Anstoss, das Thema der numerischen Untervertretung der Frau in der Architekturbranche systematisch weiter zu verfolgen.

Die Datenbank unserer Erhebung birgt Potenzial für weitere Auswertungen, deshalb werden wir sie für allfällige weitere Forschungszwecke beim Schweizerischen Informations- und Daten-Archivdienst für die Sozialwissenschaften (SIDOS) in Neuchâtel deponieren. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse haben wir im Internet bis auf Weiteres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die vollständige Arbeit ist in der Baubibliothek der ETH Zürich einsehbar oder kann unter der obenerwähnten Kontaktadresse zum Selbstkostenpreis bezogen werden.


 

RÜCKLAUF

Innert kürzester Zeit schickten viele der angefragten ETH AbsolventInnen den Fagebogen ausgefüllt zurück. Offenbar stiess unsere Umfrage bei Männern und Frauen auf reges Interesse. Viele persönliche Kommentare wiesen uns auf Probleme im Berufsalltag hin, oder gaben uns wertvolle Hinweise in Bezug auf die Verständlichkeit und Ausführung des Fragebogens. Viele wünschten uns aber auch einfach viel Glück. Insgesamt waren die Bemerkungen durchwegs positiv, was uns natürlich sehr motivierte.

Mit einem Rücklauf von 40% liegen wir mit unserer Umfrage über dem durchschnittlich zu erwartenden Wert bei ähnlichen Erhebungen. Ein Erfahrungswert liegt bei etwa 10-20% Rücklauf. Erwartungsgemäss hat uns mit 47.5% der Frauen und 37.0% der Männer ein grösserer Frauen- als Männeranteil geantwortet. Unsere Fragestellung beschäftigt wahrscheinlich Frauen stärker. 

Mit unserer Erhebung können wir zwar eine tendenzielle Aussage über die aktuelle Erwerbssituation von AbsolventInnen der Architekturabteilung der ETH Zürich machen, wir sind uns jedoch im Klaren, dass unsere Umfrage zuwenig umfangreich ist, um repräsentativ zu sein. 


 

DIAGRAMME

Um den jeweiligen Männer- und Frauenanteil in den Diagrammen direkt miteinander vergleichen zu können, stellen wir nebst den absoluten Zahlen auch die Prozentanteile dar. 

In der Darstellung der Prozentanteile ist zu berücksichtigen, dass je nach absoluter Anzahl die einzelne Stimme unterschiedlich gewichtet wird.


 

Rücklauf total:

100% Frauen = 141 Frauen, welche geantwortet haben  -  eine Frau = 0.7%

100% Männer = 271 Männer, welche geantwortet haben  -  ein Mann = 0.4%


 

Erwerbstätige in der Architekturbranche:

100% Frauen = 89 Frauen, welche geantwortet haben  -  eine Frau = 1.1%

100% Männer = 205 Männer, welche geantwortet haben  -  ein Mann = 0.5%


 

ZUSAMMENFASSUNG

Die vorliegende Auswertung unserer Erhebung zum Thema der Karriereplanung und Laufbahnen von ETH ArchitektInnen soll aufzeigen, welche Faktoren die Berufssituation von Frauen und Männern beeinflussen. Von den 1030 befragten AbsolventInnen der Jahrgänge 1987 bis 1994 antworteten insgesamt 40.0% (Rücklauf). Mit 63.1% der Frauen und 75.6% der Männer ist der Grossteil der Antwortenden in der Architekturbranche erwerbstätig, während 23.4% der Frauen und 21.8% der Männer in anderen Branchen ein Tätigkeitsfeld gefunden haben. Bei der kleinsten Gruppe, den Nicht-Erwerbstätigen, beträgt der Frauenanteil 13.5% und der Männeranteil 2.6% (D2).


 

Der am zahlreichsten vertretenen Gruppe der Erwerbstätigen in der Architekturbranche gilt unser Hauptinteresse. Rund 80% dieser Personen leben in Partnerschaft, davon etwas mehr als die Hälfte mit Kindern (D5). Bei Frauen haben Kinder offensichtlich den stärkeren Einfluss auf die Berufstätigkeit als bei Männern. Deutlich mehr Mütter als Väter haben ein reduziertes Arbeitspensum (D15). Vorwiegend die Frauen sind für die tägliche Kinderbetreuung zuständig, wobei nicht ausser Acht zu lassen ist, dass sich etwa ein Fünftel der befragten Eltern die tägliche Kinderbetreuung teilt (D11). Für Frauen mit Kinder ist der Hauptgrund die Erwerbstätigkeit zu unterbrechen die Familie, während bei den Männern die Familiengründung die berufliche Laufbahn selten beeinträchtigt. Für kinderlose Personen gibt es für den Unterbruch der Erwerbstätigkeit kaum geschlechterspezifisch unterschiedliche Gründe (D19). Von den Eltern geben nur Männer an, eine nicht-erwerbstätige Partnerin zu haben (D7).

Die Erwerbstätigen in der Architekturbranche sind grösstenteils selbständig. Gegenüber dem Männeranteil von 64.4% ist mit 73.0% ein grösserer Frauenanteil selbständig erwerbstätig (D13). Dagegen sind Männer gegenüber Frauen in leitenden Positionen stärker vertreten (D14). Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen die Vorteile der Flexibilität in der Selbständigkeit vorwiegend zu Gunsten der Familie nutzen, wohingegen Männer ihre Aufmerksamkeit stärker der beruflichen Laufbahn widmen können. Ein Grossteil der Frauen gründet etwa nach vier bis sechs Jahren nach dem Studienabschluss einen eigenen Betrieb, während sich viele Männer gleich nach dem Diplom selbständig machen (D30). Vergleicht man diese Zahlen mit der Zeitspanne zwischen dem Diplom und der Geburt des ersten Kindes (D31), bestätigt sich die Annahme, dass viele Frauen sich gerne in Folge einer ersten Schwangerschaft selbständig machen, bzw. ihr erstes Kind erst bekommen, wenn sie schon selbständig sind. Männer sind hinsichtlich des Zeitpunktes der Familiengründung flexibler, zudem sind, wie bereits erwähnt, die Einflüsse auf die berufliche Laufbahn gering. Demzufolge deckt sich auch die berufliche Vorstellung zur Studienzeit mit der aktuellen Situation für Männer mit Kindern stärker als für Frauen mit Kindern. Dies verhält sich jedoch bei den kinderlosen Personen genau umgekehrt (D29). Die Annahme, dass Frauen während dem Studium eindeutig weniger klare Zukunftsvorstellungen haben als Männer, lässt sich mit unseren Zahlen nicht unbedingt erhärten. Mit 32.6% der Frauen und 38.5% der Männer hatte insgesamt die Minderheit eine konkrete berufliche Vorstellung zur Studienzeit (D28).
Mehr Frauen als Männer haben PartnerInnen mit gleichwertiger oder höherer Ausbildung. 71.2% der Frauen haben Partner mit einem Hochschulabschluss, davon sogar 55.8% mit einem Architekturdiplom (D6). Dementsprechendführen mit 24.0% im Vergleich zu nur 7.8% der Männer viele der selbständigen Architektinnen ihren Betrieb zusammen mit dem Lebenspartner. Obwohl auch für Frauen die alleinige Betriebsführung die häufigste Art der Selbständigkeit darstellt, ist in dieser Gruppe der Männeranteil grösser (D36). Mit zunehmender Betriebsgrösse nimmt der Frauenanteil in der Geschäftsleitung ab, am häufigsten leiten Frauen Ein- und Zwei-Personen-Büros. Grössere Betriebe mit mehr als sechs Personen, werden vorwiegend von Männern geführt (D34).
Die gestalterische Tätigkeit ist für die Studienwahl aller Antwortenden ausschlaggebend, für Frauen geringfügig mehr als für Männer. Hingegen erfährt dieses Kriterium geschlechterunabhängig bei der Berufsausübung deutliche Einbussen (D26). Im Gegensatz dazu wird die technische Tätigkeit im Studium als weniger wichtig bewertet als im Berufsalltag, wobei Männer die technische Tätigkeit geringfügig stärker gewichten als Frauen (D27). Generell lassen sich keine markanten geschlechterspezifischen Unterschiede in der Bewertung der Wunschkriterien für die Berufsausübung erkennen, mit der Ausnahme des Kriteriums "Teilzeitarbeitsmöglichkeit", welches von Frauen als wichtiger bewertet wird (D24). Mit der aktuellen Arbeitssituation sind die Antwortenden mehrheitlich zufrieden, nur der Lohn ist, wie erwartet, für viele weniger befriedigend (D25). Im Berufsalltag wenden Frauen für die bürointernen Tätigkeiten, wie beispielsweise Entwerfen, Konstruieren und Zeichnen geringfügig mehr Zeit auf als Männer. Für die repräsentativen Tätigkeiten und Kontakte zu Drittpersonen wenden eher Männer mehr Zeit auf (D16). Die ausserberuflichen Lebensbereiche werden auf Grund der beruflichen Tätigkeit weniger stark als vermutet beeinträchtigt (D17). Der Architektenberuf bietet offensichtlich ein erfüllendes Arbeitsfeld. Trotzdem sind 23.4% Frauen und 21.8% Männer der ArchitekturabsolventInnen in andere Branchen umgestiegen (D2/D38). Ein Teil der Befragten in der Architekturbranche ist zusätzlich in anderen Branchen tätig (D12).
In der Tätigkeit als Jurymitglied ist mit 25.8% der Frauenanteil gegenüber dem Männeranteil mit 18.0% grösser (D20). Dies lässt sich unter anderem auf die gewünschte Frauenquote in den Jurys zurückführen und darauf, dass generell weniger Frauen als Männer an der ETH diplomieren. Um trotz dieser numerischen Untervertretung in der Öffentlichkeit vermehrt in Erscheinung zu treten, bemühen sich viele Frauen aus Eigeninitiative um die Publikation ihrer Arbeiten (D22/D23).

 

Unsere Auswertung bezieht sich auf eine zu geringe Anzahl AbsolventInnen um repräsentativ zu sein, trotzdem lassen sich einige tendenzielle Aussagen zur Berufssituation der Erwerbstätigen in der Architekturbranche machen. Als Fazit unserer Arbeit lassen sich folgende Schlussfolgerungen aufstellen: Die Berufssituation ist für Frauen und Männer ohne Kinder grösstenteils übereinstimmend. Das traditionelle Rollenverhalten prägt jedoch heute noch die Gesellschaft und lässt sich auch in der Architekturbranche erkennen. Kinder üben den grössten Einfluss auf die Berufssituation von Frauen aus. Generell verfolgen Männer ihre Berufslaufbahn unabhängig von Familie und Partnerschaft. Für Frauen sind die Einflüsse aus dem Umfeld wichtiger und sie müssen sich stärker um die Anerkennung im Berufsleben bemühen. Mehr Frauen als Männer haben deshalb Partner mit gleichwertiger Ausbildung und schaffen sich somit auch im Privatleben eine Basis von mehr Verständnis und Unterstützung für die eigene berufliche Situation.

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